Der Tag des Abschieds war gekommen. Am Morgen verließ ich das Motel in Glenelg, wo ich mich wohl gefühlt hatte, und fuhr zum Flughafen in Adelaide. Die Rückgabe meines Mietwagens klappte ohne Vorkommnisse und bald stand ich mit meinem Gepäck in der Flughafenhalle. Meine bange Frage lautete nun, ob ich genug Kofferinhalt abgespeckt hatte oder nicht? Bald würde ich es wissen. Das Gebäude war von angenehmer Erscheinung, nicht überdimensional und modern. Vergeblich suchte ich Schalter zum Einchecken. Das gab es für Inlandsflüge hier nicht. An eigenen Terminals, die an Bankomaten erinnerten, musste man selbstständig sein Gepäck mit den notwendigen Etiketten versehen, abwägen und auf das Laufband befördern. Eine nette Dame von der Airline unterstützte mich. Ich konnte zufrieden mit mir sein, der Koffer wog 23,4 Kilogramm und wurde anstandslos angenommen. Im Flugzeug waren die Reihen nur locker besetzt, sodass ich mühelos auf einen Fensterplatz wechseln konnte. Wir stiegen auf und ließen Adelaide und die schöne Küstenlinie hinter uns. Aufmerksam beobachtete ich den Wandel der Landschaft am Boden. Mit der Zeit wechselten die Farben in ein Braun, Gelb und Ocker. Wasserläufe und Wasserstellen glitzerten in der prallen Sonne. Gelegentlich konnte ich einen Straßenverlauf ausmachen.
Siedlungen im üblichen Sinn waren keine zu sehen. Von
Alice Springs hatte ich keine reale Vorstellung, war es nur ein kleines schmutziges Nest oder eine funktionierende richtige Stadt? Klar war mir nur, dass die Temperaturen einen ordentlichen Sprung nach oben machen würden. Schließlich landeten wir gut aber etwas ruppig im Zentrum Australiens. Alle Passagiere mussten über das Rollfeld in die Ankunftshalle gehen. Ein heißer trockener Schwall Luft kam mir beim Aussteigen entgegen. Hier hatte es an die 35 Grad Celsius. Nicht weit von unserer Maschine entfernt stand ein großes Flugzeug der U.S. Airforce. Wer weiß, vielleicht diente es dem Ausspionieren von Daten? Australien war in diesem betrüblichen Feld bekannter weise leider vorne mit dabei.
In der Folge ging alles sehr schnell. Mit meinem Gepäck ging ich zur Mietwagenfirma am Flughafen und erhielt in einem Eilverfahren den Wagen. Eine Einschulung oder exakte Beschreibung, wo ich hin musste, gab es nicht. Ich erhielt einen Plan und in Sekundenschnelle deutete die Dame auf ein paar Punkte und sagte, dass ohnehin alles sehr einfach sei. Das war typisch für Australien, und ich hatte mich an das schlechte Service nun bereits gewöhnt. Für mich
Alice Springs Welcome am Stuart Highway
wäre in Österreich auch alles klar, aber für einen Fremden schaut die Welt eben ein wenig anders aus. Den Menschen fehlte die Empathie, sie litten an einem schweren Mangel von Einfühlungsvermögen. Mir konnten sie in der Zwischenzeit den Buckel hinunter rutschen, da ich meinen Weg immer noch gefunden hatte. Das Auto stand in der prallen Sonne und war so heiß, dass man kaum einsteigen konnte. Ich setzte mich hinein, stellte seelenruhig alles für mich Wichtige ein und fuhr los. Die Stadt selbst war vom Flughafen nur wenige Kilometer entfernt, und da das Straßennetz nicht über die Maßen dicht war, fand ich leicht meinen Weg. Jedenfalls war ich einigermaßen erstaunt, denn auf den ersten Blick schaute hier alles sehr geordnet und entwickelt aus. Man hatte nicht das Gefühl, irgendwie von der Zivilisation abgeschnitten zu sein. Die Landschaft begann mich sofort zu faszinieren, und ich blieb öfters stehen, um Fotos zu machen. Es war knochentrocken und extrem heiß. Auch im Resort ging alles glatt. Der Bungalow war nichts Besonderes aber auch nicht grottenschlecht. Anschließend brauchte ich aber tatsächlich einige Hinweise für die weitere Erkundung und fuhr zum Info-Centre.
Blick vom Anzac Hill auf Alice Springs und Heavitree Gap zwischen den MacDonnell Ranges
Durch Alice Springs verläuft ein Flussbett, welches aber gänzlich ausgetrocknet war. Hier konnte es aber auch schwere Überschwemmungen geben, wie mir Bilder an der Rezeption meines Resorts deutlich gemacht hatten. In den trockenen Flussläufen lagerten viele Aborigines, die leider eher unangenehm durch Alkohol, hohe Lautstärke und beißenden Geruch auffielen. Meine erste Ausfahrt brachte mich auf den
Anzac Hill mitten in der Stadt, wo ich, wie üblich alles gut überblicken wollte. Alice Springs war eine erstaunlich attraktive Stadt in meinen Augen. Durch eine Öffnung der West-Ost verlaufenden
MacDonnell Ranges (Heavitree Gap), in deren Herzen Alice Springs liegt, gelangt man vom Airport in das Stadtgebiet, welches sich in einer Ebene erstreckt. Alice Springs kann als das Zentrum des australischen Outbacks angesehen werden und befindet sich in einer der ältesten und stabilsten geologischen Zonen weltweit. Die Bergketten sind von tausenden Quadratkilometern Wüste umgeben. Es handelt sich um eine Region der Extreme. Die höchste je gemessene Temperatur in Alice Springs beträgt 45,2 Grad Celsius, die niedrigste 7,5 Grad. Der Anzac Hill bot mir den gewünschten 365 Grad Überblick, und ab diesem Zeitpunkt war die Welt hier ein Stück einfacher geworden für mich.
Alice Springs-Telegraph Station Historical Reserve, Blick vom Trig Hill
Das war Grund genug, mich ein wenig aus der Stadt hinauszuwagen. Ich nahm den
Stuart Highway Richtung Norden und tauchte in die faszinierende Landschaft ein. Das Land war viel grüner als gedacht, da es vor kurz vor meiner Ankunft geregnet hatte. Der Highway war eine wunderbar ausgebaute Straße, der mich durch die sanften Hügel leitete. In der Entfernung konnte ich immer die Bergkämme der MacDonnel Ranges bewundern. Ich war begeistert, obwohl ich eigentlich noch gar nichts gesehen hatte. Als ich auf einem Hügel neben der Straße gerade Fotoaufnahmen machte, lernte ich erstmals einen sogenannten
Road Train kennen, der unterhalb vorbeibrauste. Road Trains sind Sattelschlepper mit bis zu vier Anhängern, die über fünfzig Meter lang sein können. Sie dienen der zweckmäßigen Versorgung der Menschen über die gewaltigen Distanzen in der Region. Das ist schon ein Erlebnis, wenn man so einen Koloss das erste Mal sieht.
Später bog ich zur
Telegraph Station Historical Reserve ab, einer historischen Telegraphen-Station, die Teil der Überland Telegraphen Leitung der 1870er Jahre war, und Daten zwischen Adelaide und Darwin übertrug. Die Station war bis zum Jahr 1932 in Betrieb und steht in der Zwischenzeit nach einer getreuen Restaurierung interessierten Besuchern offen.
Telegraph Station Historical Reserve an der Wasserstelle, die Alice Springs den Namen gab
Ich betrachtete die historischen Gebäude nur von außen und bewegte mich mehr in der ausnehmend schönen Naturlandschaft. Neben der alten Station gab es auf dem 450 Hektar großen Areal schattiges Parkland mit Grillplätzen und interessante Wanderwege. Ich unternahm die kurze Wanderung zum
Trig Hill, einem Granithügel mit schönem Rundblick auf dem eine historische Vermessungssäule stand. Aufgrund der geschichtlichen Dokumentation konnte man einen lebendigen Eindruck gewinnen, wie hart hier in den Anfängen der Besiedelung das Leben gewesen sein musste. Für mich war alles bloß Freude, Erfahrung und Genuss, am Ende stieg ich wieder ins Auto und fuhr ins Resort. Die Vermessungspunkte aus dem Jahr 1877 waren für die Erstellung exakter Landkarten notwendig. Die erste Säule war jene auf dem Trig Hill, auf dem ich mich befand. Der Ausblick hatte etwas von einem anderen Stern an sich, es war faszinierend. Am Fuße des Hügels glitzerte umgeben von Eukalyptusbäumen ein halb ausgetrocknetes Wasserloch in einem Flussbett aus Sand. Das Schutzgebiet strahlte Ruhe und außergewöhnliche Schönheit aus. Aus dieser Zone stammte auch der Name von Alice Springs. Einer der Vermessungsbeamten, der die Route für die Telegraphenleitung festzulegen hatte, kam zu dieser Wasserstelle, und nahm irrtümlich an, dass es sich um eine
Alice Springs-Telegraph Station Historical Reserve, Waterhole
Quelle handelte. In Wahrheit hatte es in den Wochen vor seinem Besuch viel geregnet und das Wasserbett aus Granit hatte sich gefüllt. Er nannte die vermeintliche Quelle nach dem Vornamen der Frau seines Chefs Alice Springs. Die Dame hat den abgelegenen Ort aber niemals besucht.
Alice Springs im
Northern Territory ist die einzige größere Stadt nahe dem geografischen Zentrum Australiens und dadurch das infrastrukturelle Tor zum Outback. Sie befindet sich mindestens 1.500 Kilometer von allen anderen großen Städten entfernt und hat mehr als 25.000 Einwohner. Die Stadt entstand im Jahr 1872 im Zuge des Baus der Transaustralischen Telegrafenleitung. Da die Telegraphenverbindungen aufgrund der Widerstände der Leitungen nur eine begrenzte Strecke überbrücken konnten, musste eine Reihe von Telegrafenstationen inmitten des Outbacks errichtet werden, und eine davon war Alice Springs.
In der Nacht kühlte es merklich ab, aber es wurde nicht kalt. Tagsüber gab es nur blauen Himmel und sehr trockene Temperaturen über der 30 Grad Marke. Ich hatte einen Ausflug in die fesselnden West MacDonnel Ranges geplant, wollte zuerst aber noch die bekannte
School of the Air in Alice Springs besuchen.
Alice Springs-Übertragungsraum der School of the Air
Die Schule wurde im Jahr 1951 gegründet und unterrichtete Kinder in abgelegenen Gebieten mit fehlenden sozialen Kontakten anfangs über das Radio auf einer Fläche von 1.300.000 Quadratkilometern. In der Zwischenzeit wurden die Hochfrequenz-Radiowellen von satelliten-gestütztem Breitband Internet mit Web-Cams abgelöst. An dem einmaligen Fernstudienprogramm waren Lehrer, Hilfspersonal, Eltern, Hauslehrer und zur Zeit meines Besuchs 119 Schüler beteiligt. Das klang für mich nach einer eher geringen Anzahl, doch es war den immensen Aufwand wert. Die Kinder bewegen sich in den Altersstufen zwischen fünf und maximal dreizehn Jahren und müssen später für die weitere Ausbildung auf eine alternative Methode umsteigen. Optionen sind der Besuch einer Internatsschule oder Fernschulen in Darwin. Manche Kinder wohnen über 1.000 Kilometer von Alice Springs entfernt. Die speziell geschulten Lehrer besuchen ihre Schüler einmal pro Jahr, und umgekehrt treffen sich die Schüler drei bis viermal im Jahr anlässlich spezieller Veranstaltungen in der Stadt. Die gesamte Satelliten- und Computerausstattung wird von der Schule zur Verfügung gestellt. Am Ende der Schulzeit müssen die Geräte wieder retourniert werden.
Alice Springs-Larapinta Drive, Simpsons Gap
In der Schule wurde ich von einer niederländisch-stämmigen Mitarbeiterin empfangen, bezahlte meine „Spende“, die direkt der Schule zu Gute kam, und war sofort Zeuge der offiziellen Feier des
ANZAC-Days (Australian and New Zealand Army Corps), des Nationalfeiertags am 25. April. Eine Abordnung von Offizieren saß gemeinsam mit der Lehrerin im über ein großes Panoramafenster einsehbaren Übertragungsraum. An Bildschirmen waren ein oder zwei Kinder in ihren jeweiligen Heimatorten zu sehen. Diesen nationalen Teil des Unterrichts hätte ich mir lieber erspart anzuhören, doch er gehörte offensichtlich zum Lehrplan. Später setzten zwei Lehrerinnen in zwei verschiedenen Senderäumen ihren Unterricht fort. Mir wurde ein Video mit der Geschichte und Bedeutung der Schule vorgeführt. Anschließend konnte ich mich im Gebäude umsehen und stellte ein paar Fragen. An der Wand hang ein Foto des
Duke of Edinburgh des Gemahls von Queen Elizabeth von England, der im November 1956 die Schule besucht hatte.
Es war Mittag geworden und ich begann meine Fahrt in die West MacDonnell Ranges über den gut ausgebauten
Alice Springs-Larapinta Drive, Standley Chasm
Larapinta Drive. Schon nach wenigen Kilometern kam ich an
John Flynn´s Grave Historical Reserve. Der Visionär und Gründer des
Royal Flying Doctor Service wurde im Jahr 1912 von der Kirche ins Outback gesandt, um die Bedürfnisse der Menschen im Northern Territory zu erkunden. Mit enormer Energie suchte er seinen Traum, einen Mantel der Sicherheit für die ansässigen Gemeinschaften aufzubauen, in die Realität zu bringen. Es ging darum, den Menschen medizinische, soziale und religiöse Dienste zur Verfügung zu stellen. John Flynn starb im Jahr 1951 und wurde an dieser Stelle beim
Mount Gillen begraben. Seine Arbeit wird noch heute von verschiedenen Institutionen wie dem Royal Flying Doctor Service fortgesetzt. Ich setzte meine Fahrt über den Larapinta Drive Richtung Westen fort. Auf einer Hinweistafel waren unzählige Sehenswürdigkeiten aufgelistet. Es war fast unmöglich, alle diese tollen Naturerlebnisse in einem Tag zu erreichen.
Etwa 22 Kilometer von Alice Springs entfernt kam ich zu
Simpsons Gap, einer für den
West MacDonnell National Park kennzeichnenden Bergspalte, von denen es hier mehrere gab. Die Klüfte und Schluchten waren an bestimmten Schwachstellen des Gesteins über Millionen von
Alice Springs-Larapinta Drive, Ellery Creek Big Hole
Jahren entstanden und konnten nun die Augen der Besucher erfreuen. Die Landschaft war so bezaubernd und hypnotisierend, dass ich es kaum fassen konnte. Nur die enorme Hitze holte einen schnell wieder in die Realität zurück. Meine Reise ins Wunderland ging weiter neben den Berghängen und den grünen Ebenen seitlich der Straße. Keine halbe Stunde später näherte ich mich bereits der nächsten Sensation.
Standley Chasm ist eine achtzig Meter hohe enge Felsenkluft in rötlicher Farbe wie sie spektakulärer nicht hätte sein können. Das Land war in privatem Besitz einer Aborigines Gemeinschaft, und daher musste ich ein Ticket lösen. Ein steiniger Pfad gesäumt von Eukalyptusbäumen entlang eines kleinen Baches führte zum engen Felskorridor. Der Durchgang war nur wenige Meter breit und die puren
Quarzitwände glühten im hellen Sonnenlicht in sagenhaften Rot-, Gelb- und Brauntönen. Mit jedem Meter änderten sich die Formen und die ausgespielten Farben. Ungefähr so hatte ich mir vor meiner Reise das Outback ausgemalt, rot glühende wechselnde Farben. Nun war es so weit, und ich war angelangt am Ziel meiner Vorstellungen.
Alice Springs-Larapinta Drive, Ochre Pits
Aber auch der Larapinta Drive wollte mit seiner Schönheit einfach nicht nachlassen und hielt mich in Atem. Mit meinem Mietwagen konnte ich leider nicht alle ausgeschilderten Naturwunder anfahren, da immer wieder ein Vierradantrieb notwendig gewesen wäre. Und ich war gut beraten, mich daran zu halten, bevor ich in des Teufels Küche kam. Nun war ich an die neunzig Kilometer von Alice Springs entfernt und bewegte mich vorsichtig auf einer Staubstraße zum
Ellery Creek Big Hole. Die Wasserstelle ist eine der größten der Bergregion und von immenser Bedeutung für die hier heimische Tierwelt. Sie stellt einen beliebten Picknick-Platz dar und ist bestens zum Schwimmen geeignet, auch wenn das Wasser überraschenderweise ziemlich kalt sein konnte. Der idyllische Platz am Wasser ist von hohen roten Klippen umgeben, und das sandige Ufer ist gesäumt von Eukalyptus. Ich ging aus Zeitgründen nicht schwimmen, sondern fuhr noch ein Stück weiter. Meine letzte Station vor der Rückreise waren die
Ochre Pits, alte Ockerminen aus denen die Aborigines Farbpigmente gewannen. Die fragilen Ocker-Klippen mit rund zehn Meter Höhe schlängelten sich neben einem ausgetrockneten Bachbett in die Weite. Das Gestein war sehr weich und bröckelte bei Berührung sofort ab. Es war strengstens
Alice Springs-Larapinta Drive, West MacDonnell Ranges
verboten, Proben mitzunehmen. Die Hauptfarben waren gelb, weiß und rotbraun. Neben der Funktion als Schmuck dienten die Pigmente auch als Medizin oft in Kombination mit Pflanzen. Im Bachbett standen Bäume, die das wunderbare Farbspiel nochmals erhöhten. Ich konnte mir vorstellen, dass dieser Platz für die Einheimischen heilig war. Aus diesem sanften Gestein konnten Wissende viel Nutzbringendes herausholen, für die Ahnungslosen war es bloß ein bunter Felsen.
Vieles mehr hätte es noch zu sehen gegeben in dieser Wunderwelt westlich von Alice Springs. Doch einerseits fehlte mir ein 4WD-Fahrzeug für so manche Anfahrt, und andererseits war ein Tag einfach zu kurz, hatte ich mich doch schon mehr als 110 Kilometer von meinem aktuellen Zuhause entfernt. Und ich wollte keineswegs das Risiko eingehen, im Finsteren bei einem Wildunfall oder einer Panne auf der Straße im Outback liegen zu bleiben. Daher beschloss ich, die Rückreise anzutreten, was mit der Sonne im Rücken ohnehin wieder ein sensationelles Erlebnis darstellte. Mehrmals hielt ich an, um wahrlich großartige Aufnahmen ins Trockene zu bringen. In Alice Springs musste ich noch meine Abreise nach Uluru, was eine mehrere hundert Kilometer lange Reise bedeutete, vorbereiten. Der Wagen brauchte Benzin und ein gewisser
Alice Springs-Larapinta Drive
Vorrat an Nahrung war zu besorgen.
Es war der 25. April und ANZAC-Day in Australien. Als ich mein Resort verließ und nochmals in das Zentrum von Alice Springs fuhr, wurde ich Zeuge der
ANZAC-Parade. Verschiedene Gruppen von Uniformierten mit Fahnen in den Händen und einige Jeeps kamen die Straße entlang. Nach meinem Empfinden war die Vorstellung eher peinlich, aber manche Menschen brauchen diese Art der Feier, um sich gemeinschaftlich zu fühlen. Nachdem ich alles Notwendige erledigt hatte, ging meine große Reise nach
Uluru zum Ayers Rock los. An die 450 Kilometer durch das Outback lagen vor mir. Ich war neugierig, ob sich die Landschaft ebenso schön zeigen würde, wie am Vortag in den MacDonnell Ranges. Das Wetter war wie gewohnt, heiß, trocken mit wolkenlosem blauem Himmel.
Im Grunde ging es den
Stuart Highway endlos geradeaus mit gelegentlichen leichten Richtungswechseln. Nach etwas mehr als einer Stunde erreichte ich das
Cannonball Memorial, das einigen Toten, die bei einem tragischen Unfall anlässlich des Cannonball Runs im Mai 1994 ums
Alice Springs-Uluru (Ayers Rock) Anreise am Stuart Highway
Leben kamen, gedachte. Das war eine erste willkommene Pause. Am Parkplatz traf ich ein in Frankreich lebendes junges Paar, dem ich später noch einige Male begegnen sollte. Er stammte ursprünglich aus Italien, und sie aus Peru. Sie hatten sich auf einem Schiff kennen gelernt und waren mit ihrem kleinen Sohn unterwegs. Es passierte glücklicherweise nichts Aufregendes und ich kam sehr gut voran, eigentlich besser als gedacht. Die Straße befand sich in gutem Zustand und man konnte offiziell mit 130 Stundenkilometern durch die Wüste brausen. Die Landschaft wechselte manchmal, war aber meist savannenartig mit rotem Sand beschaffen. Immer wieder tauchten kleinere Hügel auf, gelegentlich sah ich in der Ferne auch höhere Bergzüge. Die roten Hügel mit dem grünen Bewuchs konnten sehr attraktiv wirken.
Nach zwei Stunden Fahrt erreichte ich die Abzweigung bei
Erldunda Richtung Westen zum
Lassetter Highway. Von dieser Stelle waren es noch 244 Kilometer nach
Yulara zum Ayers Rock Resort. Es änderte sich nicht viel, die Straße wurde eine Spur schmäler und schlechter aber nicht übermäßig. Nach einer weiteren Dreiviertelstunde erreichte ich
Mount Ebenezer, wo ich eine Rast einlegte. Die kleine Station bot eine Tankstelle, Toiletten und einen Rastplatz zum
Alice Springs-Uluru (Ayers Rock) Anreise, Mount Conner
Essen. Hier traf ich auf die ersten Backpacker-Gruppen, die mit speziellen Bussen samt Anhängern unterwegs waren. Irgendwie waren diese Typen in solchen Bussen für mich alle gleich, sie versprühten eine Art Gemeinschaftsgeist, ohne dass aber tatsächlich etwas dahinter gestanden hätte. Einig war man sich nur darin, dass alles möglichst billig sein sollte. Am Ende der Reise löste sich meist alles wieder ins Nichts auf. An der Zapfsäule bemerkte ich, dass die Preise bereits ordentlich nach oben geklettert waren. Ich setzte meine Reise fort. Plötzlich fiel mir ein runder Tafelberg an meiner Linken auf, den ich am ersten Blick beinahe mit dem Ayers Rock verwechselt hätte, aber so weit war ich noch nicht gekommen. Es handelte sich um den
Mount Conner, einen 350 Meter hohen tischplattenförmigen Berg alleinstehend in der Wüste. Tatsächlich verwechseln viele Besucher den interessanten Berg zunächst mit dem Ayers Rock, bis sie am gleichnamigen Lookout auf seine wahre Identität hingewiesen werden. Meine Fahrt ging ohne Zwischenfälle bis zum Ayers Rock Resort in Yulara weiter. Kurz vor 15 Uhr fuhr ich ein. Somit hatte ich inklusive Pausen und Fotostopps nicht einmal fünf Stunden für die Anfahrt benötigt. Das stellte mich zufrieden und erleichterte mich für die Rückreise.
Uluru-Kata Tjuta National Park, Ayers Rock
Wie erwartet war das Resort nichts Aufregendes. Es war alles Notwendige vorhanden, und zu meiner Überraschung funktionierte sogar mein mobiles Internet vor Ort. Das Internet-Angebot des Resorts konnte ich nur als Frechheit abqualifizieren. Es war schlicht und einfach eine Zumutung, wie unverblümt man in den abgelegen Gegenden versuchte, für manche Leistungen abzukassieren. Ich ließ mir nicht lange Zeit im Resort und brach bald in den
Uluru-Kata Tjuta National Park auf, um endlich den lange erwarteten Felsen in natura zu erleben. Am Parkeingang war ein Ticket zu lösen, das für drei Tage galt. Dann sah ich erstmals den für die Aborigines heiligen Berg. Das war ein sehr besonderer Moment für mich, da der Besuch ein absoluter Fixpunkt meiner Australien-Reise von Beginn an war. Langsam näherte ich mich an und hielt oft, um Aufnahmen aus diversen Perspektiven zu machen. Die roten Sandebenen mit den spektakulären Felsformationen bilden nicht nur eine Attraktion für Besucher, sondern sind auch schützenswerte Habitate für die verschiedensten Arten von Pflanzen und Tieren.
Uluru-Kata Tjuta National Park, Ayers Rock
Dann besuchte ich das nahe beim Berg liegende
Cultural Centre. Hier war Fotografieren verboten, was ich weder verstand, noch guthieß. Es war mir in der kurzen Zeit nicht möglich, all die umfangreichen Texte zu lesen, daher fotografierte ich sie für gewöhnlich und studierte sie später. Das war an diesem Platz nicht möglich. Mit einem Ranger sprach ich über das Besteigen des Uluru, was die Einheimischen aus verschiedenen Gründen nicht wollen. Der Aufstieg war nicht ungefährlich, und es sind schon an die vierzig Menschen direkt oder indirekt dadurch zu Tode gekommen. Ich dachte nicht, dass dies mein Problem gewesen wäre. Doch mir mangelte es an Zeit und dann war es so heiß, dass es möglicherweise keinen wirklichen Spaß gemacht hätte. Der gesamte Aufstieg lag in der prallen Sonne und auch oben gab es so gut wie keinen Schatten. Bei 35 Grad oder mehr mit der Reflexion der Hitze durch den Fels war das schon ein kleiner Kraftakt. Den Ausblick hätte ich gerne genossen, doch insgeheim schloss ich mit der Besteigung in diesem Moment ab. Rund um den Berg stand eine Reihe von Spazierrouten zur Verfügung, für die es aber an diesem Tag schon zu spät war. Es gab auch eine geführte Tour, den
Mala Walk, der aber bereits um acht Uhr morgens begonnen hätte. Das war eindeutig zu früh
für mich. Was ich bis zum Sonnenuntergang noch machen konnte, war, die elf Kilometer rund um den Fels zu fahren. Bei dieser Tour präsentierte sich Uluru ständig in neuem Licht und zeigte viele Facetten. Zum Sonnenuntergang begab ich mich auf einen dafür vorgesehen Aussichtsplatz, der bereits von hunderten Menschen besucht war. Das stellte kein Problem dar, da ausreichend Raum zur Verfügung stand. Mit jeder Minute wechselte Uluru vom warmen Gelbton zum glühenden Rot bis zum Grau seine Farbe. Abgesehen von den vielen lästigen Fliegen waren das erhebende Momente. Auch mit den Fotos konnte ich zufrieden sein.
Der Uluru oder auch Ayers Rock ist ein Inselberg in der zentralaustralischen Wüste, dessen Gipfel sich auf einer absoluten Höhe von 863 Metern befindet. Von der umliegenden Dünenlandschaft hebt er sich 348 Meter ab. Er ist etwa drei Kilometer lang, bis zu zwei Kilometer breit und sein Umfang beträgt rund neun Kilometer. Der einheimische Name Uluru wurde bis in die 1990er Jahre ausschließlich von den Aborigines verwendet, da außerhalb Australiens die von den Europäern vergebene Bezeichnung Ayers Rock üblich war. Der Berg gilt aufgrund seiner spirituellen
Relevanz für die lokalen Aborigines als heilig und ist eines der bekanntesten Wahrzeichen des Landes. Er liegt im Uluru-Kata Tjuta National Park nahe dem Ort Yulara etwa 340 Kilometer Luftlinie südwestlich von Alice Springs im Südwesten des australischen Bundesterritoriums Northern Territory. Der 1.325 Quadratkilometer große Nationalpark beherbergt auch die benachbarten Kata Tjuta (The Olgas) und gehört zum
UNESCO Weltnatur- und Weltkulturerbe. Die Anreise ist einerseits, so wie ich es gemacht hatte, über den Stuart und Lasseter Highway per Auto möglich, oder auch per Flugzeug über den zehn Kilometer von Yulara entfernt liegenden
Connellan Airport.
Die
Kata Tjuta (Die Olgas) sind eine Gruppe von 36 Bergen und liegen rund dreißig Kilometer vom Ayers Rock entfernt. Die höchste Erhebung ist der Mount Olga mit 1069 Metern, der 564 Meter aus seiner unmittelbaren Umgebung herausragt. Die Kata Tjuta wurden von ihrem europäischen Entdecker
Ernest Giles im Jahr 1872 nach der
Königin Olga von Würtemberg benannt. Der offizielle Name lautet seit dem Jahr 2002 Kata Tjuta/Mount Olga. Kata bedeutet in der lokalen Sprache der Aborigines „Kopf“ und Tjuta „viele“, demzufolge „viele Köpfe“, was die Formation gut wiedergibt. Die
Kata Tjuta (The Olgas), Valley of the Winds
Kata Tjuta werden nach wie vor für Rituale benützt, weswegen der Zutritt für Touristen beschränkt ist. Im
Valley of the Winds gibt es einen Wanderweg, der an Tagen über 36 Grad Celsius zum Schutz der Wanderer gesperrt wird. Der Weg hat zwei Aussichtspunkte und nur an einer Stelle gibt es Trinkwasser. Ein kürzerer Weg führt direkt vom Parkplatz zu einem Einschnitt, der
Walpa Gorge, zwischen zwei Köpfen der Kata Tjutas. Von der
Kata Tjuta Dune Viewing Area lassen sich die Felsen besonders gut bei Sonnenauf- und Sonnenuntergang betrachten. Die wechselnde Reflexion des Lichts färbt die Berge grau bis braun oder rot. Auch die Klarheit der Luft spielt dabei eine Rolle. Über den Lasseter Highway sind die Berge einfach zu erreichen.
Nach einer schlechten Nacht war ich im Grunde schon in der Früh erschöpft. Dafür gab es aber in genau diesen Tagen überhaupt keinen Raum, da die Zeit eng, und das Programm dicht waren, obwohl ich keineswegs beim Aufenthalt gespart hatte. Zunächst musste ich meinen Wagen auftanken, was bei den extremen Preisen kein Vergnügen bedeutete. Dann fuhr ich erneut in den Nationalpark. Dort begegnete ich sofort wieder dem bereits vertrauten Uluru in der
Kata Tjuta (The Olgas), Walpa Gorge Walk
Morgensonne. Die Farben leuchteten zu jeder Tageszeit anders. Der Berg war einfach ein Ereignis, auch wenn man ihn schon öfter gesehen hatte. Diesmal ließ ich ihn aber auf meiner linken Seite liegen und fuhr zu den Kata Tjuta. Die vielen Köpfe der Olgas waren bereits vom Uluru aus zu sehen. Bald war ich an der Dune Viewing Area angelangt. Von dort eröffnete sich ein einmaliges Panorama über die Ebene zu den Bergen. Rechts in der Entfernung lag der Uluru. Tafeln erklärten dem interessierten Besucher die Art und Weise, wie sich Pflanzen in den schwierigen unterschiedlichen Gegebenheiten dieses Landstrichs behaupten konnten. Auf der Plattform traf ich eine kleine Reisegruppe mit lustigen Hüten, die sie mit ihren baumelnden kleinen Quasten gegen die überaus lästigen Fliegen schützen sollten. Dann kam ich den Olgas so richtig nahe. Große runde Domkuppeln stiegen vor mir auf.
Ich parkte meinen Wagen und machte mich auf den Weg in die Walpa Gorge, einer immer feuchten Schluchtrinne, die als Wasserreservoir von jeher große Bedeutung hatte. Als ich mich zwischen den beiden mächtigen Felsköpfen eingefunden hatte, präsentierte sich ein neues Bild. Ich blickte vom Schatten zurück ins helle Licht, und die
Kata Tjuta (The Olgas), Valley of the Winds, Karu Lookout
Temperaturen waren erträglicher geworden. Kleine Wasserlöcher mit Begrünung säumten den Weg. Ganz hinten machte die Schlucht fast dicht. In dem atypischen Lebensraum für eine Wüstenregion fanden sich schattige kleine Höhlen, steinige Felsen, Felswände mit eigenen Habitaten und am Ende der Schlucht sogar dichtes Buschland. Man konnte nicht ganz bis zum anderen Ende gehen. Eine Plattform bildete den Abschluss der Besichtigung. Dort traf ich wieder auf das Paar aus Frankreich mit ihrem kleinen Sohn vom Vortag. Am Rückweg blickte ich vom Schatten in das helle Flachland unterhalb.
Meine nächste Station war das Valley of the Winds. Ich hatte durchaus vor, eine größere Wanderung zu unternehmen, obwohl sich die Temperaturen nahe an den 36 Grad bewegten, ab denen das Gebiet geschlossen werden sollte. Am Weg gab es kaum Schatten, und bis zum ersten Aussichtspunkt, dem
Karu Lookout, traf ich immer wieder auf Besucher. Bis zum
Karingana Lookout waren es weitere 1,6 Kilometer. Auf diesem Teil der Route war ich gänzlich allein. Ich stieg in ein kleines Tal ab. Es war wunderschön, doch ich war müde und die Hitze wurde immer unerträglicher. An der Talsohle stand im Schatten einiger Bäume ein kleines Wasserloch und kurz danach kam ich zur Trinkwasserstation. Ich rastete und
Kata Tjuta (The Olgas), Valley of the Winds
trank. Die Gegend war schier unfassbar schön. Ich hatte mein Handtuch als Kopftuch gegen Sonne und Fliegen eingesetzt, was durchaus Wirkung zeitigte. Hier war weit und breit niemand. Ein weiterer Kilometer und der Rückweg wären noch vor mir gelegen. Es begann, bergauf zu gehen. Das war mir in diesem Moment zu viel und ich kehrte um. Das Risiko, allein hier liegen zu bleiben, war zu groß. Niemand wusste, wo ich war. Der Rückweg war hart genug, dennoch war ich glücklich, diese herrliche Landschaft ein wenig erkundet zu haben.
Eine Abzweigung des Highways bei den Olgas führte über eine rote Staubstraße an die Grenze Westaustraliens. Dafür war eine eigene Genehmigung erforderlich, was ich durchaus nachvollziehen konnte. Da fuhr man stundenlang durch das rote Outback und ohne spezielle Vorbereitung und Ausrüstung war das ein lebensgefährliches Unterfangen. Faszinierend war es allemal. Ich verließ die wunderbaren Olgas Richtung Uluru. Dort gab es noch einige interessante Plätze zu erkunden, die ich am Vortag gesichtet hatte. Leider war es auch hier sehr heiß. Das
Mutitjulu Waterhole versprach ein wenig Schatten. Es handelte sich um die verlässlichste Wasserstelle am Uluru. Sie war auch ein guter Platz, um
Uluru-Mutitjulu Waterhole
Nahrung aus der Natur zu gewinnen, obwohl das großer Erfahrung bedurfte. Für die jungen Knaben der hier lebenden Stämme war es eine Stelle, den älteren Männern beim Jagen zuzusehen. Die kleine
Mutitjulu Cave war ein Sammelpunkt für die Familien. In die kleine Wasserstelle direkt am Fuß des Uluru rann tatsächlich spärlich Wasser vom Berg. Es war ein heiliger Ort.
Danach begann ich nochmals eine Umrundung des Rock, diesmal von der anderen Seite. Ich kam zur Stelle, wo die Touristen auf den Berg aufstiegen. Der Pfad war steil, lag in der prallen Sonne und schaute nicht ganz ungefährlich aus. Ich sprach mit ein paar Leuten, die oben gewesen waren. Es wäre es wert gewesen, war der Tenor. Für mich war es zu spät, und ich war bereits zu müde. Ein Guide holte mich vor seine Gruppe und gratulierte mir, als ich ihm sagte, dass ich nicht hinaufgehen würde. Dieses Thema war hier ein heißes Eisen. Ungefähr ein Drittel der Gäste bestiegen den Berg. Der zuständige Minister in Sydney wollte das auch so belassen. Doch der Widerstand schien mir nicht unbeträchtlich. Ab dem Zeitpunkt, wenn weniger als zwanzig Prozent hinaufgingen, wäre eine Sperre realistisch, wurde mir mitgeteilt. Ich empfand die Diskussion
ein wenig überspitzt. Der Berg brachte den Aborigines schon viel Geld und auch wenn er heilig wäre, die Menschen, die ihn besteigen sind auch heilig. Nach dem Gespräch ging ich ein Stück des Mala Walks entlang, der einen sehr anregenden Teil des Uluru darstellte. Eine Höhle mit Wandmalereien empfing mich, die von Bäumen und grünem Savannenland umgeben war. Die warme Nachmittagssonne leuchtete alles so klar aus, es handelte sich um ein ästhetisches Erleben. Den abschließenden Höhepunkt erlebte ich beim Sonnenuntergang, den ich vom Aussichtspunkt nochmals erleben durfte. Im Minutentakt wechselten die Farben, selbst als die Sonne bereits hinter dem Horizont verschwunden war, leuchtete der Uluru noch. Das letzte Foto schoss ich zwanzig Minuten vor 19 Uhr abends, wie mir meine Kamera später mitteilte.
Der
Kings Canyon befindet sich im südwestlichen Teil des Northern Territory im
Watarrka National Park etwa 245 Kilometer Luftlinie von Alice Springs. Der Canyon bildet den westlichsten Teil der
George Gill Range und seine imposanten Felswände senken sich bis zu 150 Meter auf den Boden der tiefen Bergschlucht. Aufgrund einer ganzjährig wasserführenden Wasserstelle hat sich eine hohe
Kings Canyon, Aufstieg auf den Rim Walk
Biodiversität entwickelt, die ihre Schönheit insbesondere im exotischen
Garden of Eden zur Schau stellt. Die einzig durchgehend asphaltierte Verbindung ist auch hier der Weg über den Stuart und Lasseter Highway und anschließend entlang der
Luritja Road. Es gibt eine Reihe wegemäßig kürzerer Anfahrten, die aber einen Vierradantrieb erfordern. Der Kings Canyon liegt im Übergangsbereich dreier Großlandschaften, die seine Flora entscheidend beeinflussen. Im Nordosten prägen die mehr als sechshundert Kilometer langen MacDonnell Ranges von Ost nach West die Umgebung von Alice Springs. In Richtung Süden und Westen erstrecken sich Sandebenen verschiedener Wüsten mit dem meist trockenen Salzsee
Lake Amadeus und gegen Südosten wird die Landschaft von flachen Hügeln und Tafelbergen charakterisiert, ehe sie in die sandige
Simpson Desert übergeht.
Die Farben der Felswände aus Sandstein beinhalten Rot-, Gelb- und Weißtöne. Der ursprüngliche Sandstein der Felswände war ein reiner weißer Sandstein. Man vermutet, dass die rote Farbe durch eisenhältige Staubpartikel, die an die Felsoberfläche verfrachtet wurden, infolge einer chemischen Bindung mit Hilfe eine Pilzart entstanden sein
könnte. Der sich durch die Schlucht ziehende nur zeitweise wasserführende Kings Creek liegt 650 Meter über Meeresniveau und bildet an seinem Ende ein immer feuchtes Wasserloch, das fast gänzlich von hohen Felswänden umgeben ist. Durch die schattige Lage konnte ein Mikroklima mit einer großen Anzahl von Grünpflanzen entstehen, dem oben erwähnten Garden of Eden. Das den Canyon umgebende Plateau ist von Domes und weiteren interessanten Felsformationen geprägt (Quelle: teilweise Wikipedia).
Der
Kings Canyon Rim Walk ist ein sechs Kilometer langer Rundwanderweg um den Canyon. Er beginnt mit einem steilen Anstieg über Steintreppen und führt anschließend auf einer relativ ebenen Strecke zwischen den Domes der umgebenden Plateaus entlang. Auf halber Strecke leiten Treppen die Besucher den Canyon hinab, wo eine Brücke die Schlucht überspannt. Es gibt auch die Möglichkeit nach der Brücke, weiter in den Garden of Eden abzusteigen. Die Hauptroute setzt sich wieder durch das Plateau fort und windet sich durch ein Labyrinth von Domes, die auch als „Lost City“ bekannt sind, ehe sie wenig steil zum Parkplatz hinabführt. An der Route und teils auch ein wenig abseits liegen viele
Aussichtspunkte. Über diese Plätze lassen sich leicht die verschiedenen Felsformationen, das Wasserloch und die steilen Wände des Canyons betrachten. Obwohl der Weg ein Rundweg ist und deswegen in beide Richtungen begangen werden könnte, schreiben die Ranger aus Sicherheitsgründen eine Umrundung im Uhrzeigersinn vor.
Relativ zeitig in der Früh checkte ich aus dem Resort in Yulara aus, wobei ich noch die Unverfrorenheit australischer Gastgeber kennenlernen durfte. Ich hatte mir für meinen Computer ein altes Verlängerungskabel ausgeliehen, das ich am Zimmer zurückließ. An der Rezeption wollte man mir dafür AUD 40 (rund 28 Euro) abknöpfen. Es blieb beim Versuch, und die Dame bekam meinen Unmut zu spüren.
Dann ging der zweite große Teil meiner Reise los, die Anfahrt zum Kings Canyon. Es war wieder sehr heiß, und die Fahrt trotz landschaftlicher Schönheit anstrengend. Am Straßenweg betrug die Distanz mehr als dreihundert Kilometer. In
Curtin Springs am Lasseter Highway legte ich eine kurze Pause ein. Ungefähr die Hälfte der Strecke verlief auf der gleichen Route wie bei der Anreise in die entgegengesetzte
Richtung, bis ich schließlich auf die Luritja Road nach Norden abbog. Von dort weg lagen noch 165 Kilometer vor mir. Rund vierzig Kilometer vor dem Ziel bog ich in die
Kings Creek Station ein. Die kleine Station verfügte über eine Tankstelle und einen Hubschrauberlandeplatz für Rundflüge. Gegen 13 Uhr erreichte ich endlich das
Kings Canyon Resort und wollte einchecken. Die junge barsche Dame teilte mir mit, dass mein Zimmer noch nicht fertig sei. Ich fragte sie, was sie nun glaube, dass ich machen werde nach vielen hundert Kilometern Fahrt. Sie schlug vor, ich solle mich an den Pool legen. Da platzte mir endgültig der Kragen, und ich forderte sie dringend auf, mir ein anderes gleichwertiges Zimmer zu geben. Ohne Widerrede bekam ich die Schlüssel. Später stellte ich fest, dass das Resort halb leer war, und ausreichend Zimmer zur Verfügung standen. Neben mir hatten auch gerade neue Gäste eingecheckt. Australien ist leider ein Entwicklungsland in puncto Servicequalität und Kundenfreundlichkeit. Ich blieb nur eine Nacht und den Canyon musste ich sofort aufsuchen, da am nächsten Tag bereits die lange Rückfahrt nach Alice Springs zu bewältigen war. Da konnte ich nicht vorher stundenlang durch den Canyon wandern. Wie ich schon einmal beschrieben habe, fehlte es vielen Mitarbeitern
an Einfühlung und Interesse, anders waren die oft strohdummen Verhaltensweisen nicht zu erklären.
Nach dem kurzen Auspacken stieg ich sofort wieder ins Auto und fuhr die wenigen Kilometer zum Canyon. Jetzt hieß es, sich schnell zu orientieren und den richtigen Wanderweg zu finden. Es gab am Parkplatz ein paar Informationstafeln und Pläne. Zur Sicherheit fragte ich bei anderen Touristen nach. Zum Glück war alles sehr nahe, und ich konnte bald losmarschieren. Trotz der großen Anstrengungen und Hitze freute ich mich auf den Canyon, sonst wäre ich nicht so weit gefahren. Die Rangers hatten auch auf die großen Gefahren wegen Hitze und Überanstrengung hingewiesen. Immer wieder verunglückten Leute, auch hier im Canyon. Ich nahm das ernst und stieg die steilen Treppen hinauf. Bald war ich am Plateau angelangt und konnte die fantastische Aussicht genießen. Oben war es dann viel leichter, weiter zu kommen. Tafeln erklärten regelmäßig die örtlichen Gegebenheiten und Zusammenhänge zum Beispiel wie sich in der Region Wüste und Bergland begegnen. Es war schlicht spektakulär, nichts Anderes! Zwischen den Steinen wuchsen grasartige Büschel, Sträucher und kleinere Bäume, die Vegetation war nicht ganz karg. An
einem Aussichtspunkt in den Canyon und auf die weite Ebene an der anderen Seite traf ich ein junges deutsches Pärchen, das gerade im Schatten eine Pause eingelegt hatte. Wir unterhielten uns eine Weile. Das war sehr angenehm. Später nahm ich einen Umweg, um zu einem weiteren Lookout zu kommen, von dem ich auch in den Garden of Eden hinuntersehen konnte. Es war anstrengend, aber die Mühe wert. Der Zugang erfolgte über eine kleine Brücke, die eine Kluft überspannte.
Anschließend gelangte ich zu den Treppen, die in den Garden of Eden hinunterführten. Die Aussicht war sehr gut, und ich beschloss daher, nicht ganz nach unten zu gehen. Ich konnte von der Brücke das meiste Terrain überblicken. Auf der anderen Seite ging es Treppen steil bergauf, um wieder auf das Plateau zu kommen. Hier waren die bienenwabenartigen Domes sehr gut zu sehen. Ihre Entstehung war das Ergebnis von Erosion und Klüftung verschiedener Risse und Spalten im Gestein über Millionen von Jahren. Die vielen Farben der Felsschichten erzählten über Entstehung und Geschichte des Canyons. Die hellen Flecken in den Wänden deuteten auf den letzten bekannten größeren Felssturz in den 1930er Jahren hin. Nach langen schweren Regenfällen bilden sich
im Canyon atemberaubende Wasserfälle, die
Kestrel Falls, benannt nach den Turmfalken, die in den Klippen brüten. Das hier alles live und direkt zu erleben stellte ein außergewöhnliches Erlebnis für mich dar, und war jede Mühe wert. Ich näherte mich dem Ende des Rundgangs und verlor auf den letzten hundert Metern die Orientierung. Anstatt zurück zu gehen, stieg ich über einen steilen Abhang ab und erreichte nach drei Stunden wohlbehalten den Parkplatz. Aber mein kleines Missgeschick zeigte mir, wie schnell es auf kleinstem Raum passieren konnte, dass man die Übersicht verliert. Infolge meines Umwegs war ich in einem ausgetrockneten schwer begehbaren Bachbett gelandet, das jedoch ein tolles Fotomotiv abgab.
Mein Reisedruck in diesen Tagen war sehr hoch, obwohl ich versucht hatte, schon bei der Planung ausreichend Zeit vorzusehen. Doch aufgrund der exorbitanten Preise und insbesondere der extremen Distanzen war es mir dennoch nicht gelungen, den letzten Druck von mir zu nehmen. Meine Abreise aus Kings Canyon stand bevor. Leider musste ich den Wagen wieder voll tanken, was infolge der rund um ein Drittel höheren Preise kein Vergnügen bereitete.
Kings Canyon, überraschendes Ende des Rim Walks im unwegsamen Bachbett
Auch im
Outback Oasis General Store an der Tankstelle lagen die Preise für einfachste Waren im Luxussegmentbereich. Darauf verzichtete ich gerne. Einen kleinen Abstecher wollte ich noch unternehmen, bevor ich nach Alice Springs zurückkehrte.
Der
Kathleen Springs Walk ist ein einfacher Fußweg zu einer ganzjährigen Wasserstelle an der Spitze der Kathleen Schlucht ungefähr zehn Kilometer östlich des Resorts. Die reichlich vorhandenen Nährpflanzen sowie das immer zur Verfügung stehende Wasser waren für die indigene Bevölkerung seit tausenden von Jahren von entscheidender Bedeutung. Aber auch Emus und Kängurus nutzten den Wasservorrat in dieser sich verjüngenden Klamm mit totem Ende und konnten auf diese Weise leicht von den einheimischen Jägern mit ihren Speeren gejagt werden. Der von einer Quelle gespeiste Pool stellte ein wertvolles Rückzugsgebiet in Zeiten langanhaltender Dürren dar. Der asphaltierte Weg ging am Eingang zum Wasserbereich in einen Boardwalk mit einer Aussichtsplattform über. Mehrere Tafeln am Rande des Weges erzählten die Geschichte der einheimischen Kultur und der Viehwirtschaft vergangener Tage.
Kings Canyon, Kathleen Springs
Obwohl es noch früher Vormittag war, lagen die Temperaturen schon über der 30 Grad Marke. Ich verließ die Zivilisation in Kings Canyon und parkte mich in Kathleen Springs ein. Dann nahm ich den etwa zweieinhalb Kilometer langen Marsch in Angriff. Als Sonnenschutz trug ich wieder mein Handtuch über dem Kopf. Die Art des Gesteins und die Klippen waren mir nun schon vertraut. Die Schlucht konnte sich keinesfalls mit dem Kings Canyon messen, doch es war ein interessanter Platz, um etwas über die Lebensweise der Aborigines zu erfahren. Als im Jahr 1896 hier die Viehwirtschaft eingeführt wurde, begannen viele Einheimische als Viehhirten und Züchter zu arbeiten, und entwickelten sich zu einem wichtigen Teil der Weidewirtschaft des Northern Territory. Entlang der schmalen Schlucht wurden Zäune errichtet, das Vieh eingefangen und mit Brandzeichen versehen.
Der
Kathleen Springs Creek war komplett ausgetrocknet, und anfangs konnte man sich nur schwer vorstellen, dass hier irgendwo Wasser zu finden sein würde. Doch wie so oft in extremen Regionen, war das Mikroklima imstande, auf engstem Raum seinen Charakter zu ändern. Das Wasserloch lag halb im Schatten und halb in der Sonne und
Kings Canyon-Alice Springs Rückreise
war ringsum so gut wie zugewachsen oder von Felsen umgeben. Auf der Wasseroberfläche trieb ein heller kreisförmiger Staubfilm. Leider konnte ich keine Wildtiere beobachten.
Nach weniger als einer Stunde war ich zurück beim Auto und fuhr endgültig los. Um zum Stuart Highway zu kommen, entfernte ich mich zunächst sogar wieder von Alice Springs. Doch die Landschaft bezauberte mich nach wie vor, sodass ich auch noch nach sechs Tagen Lust auf mehr hatte. Hinzukamen die ewig langen Road Trains, die hier überall unterwegs waren, und von denen ebenfalls eine gewisse Faszination ausging. An einer Tankstelle traf ich das deutsche Paar vom Canyon Rim Walk, und setzte mich kurz an ihren Tisch. Sie flogen, so wie ich, am nächsten Tag auch nach Darwin weiter. Am Flughafen würden wir uns erneut begegnen. Ich gab dieses Mal so richtig Gas und brauste mit High Speed nach Alice Springs, wo ich gesund aber ein wenig erschöpft ankam. Ich tankte den Wagen vor der nächsttägigen Rückgabe nochmals voll, ging einkaufen und war schon neugierig, was mich in Darwin und den umliegenden Nationalparks erwarten würde. Mein Aufenthalt im zentralaustralischen Outback ging dem Ende entgegen.